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Aber von vorne. Die ersten Tage waren gepraegt von Versuchen. Zum ersten Mal mit schwerem Gepaeck wandern: haben wir wirklich alles dabei? Und wie wird es mit den Uebernachtungen? Ist es wirklich ausreichend freundlich fragend den Pilgerbrief zu zeigen, um einen Schlafplatz zu finden? Wir haben von anderen Pilgerreisen gehoert und gelesen. Aber ausgerechnet diese allabendliche Bittstellerei wurde nicht allzu ausgiebig erlaeutert. “Alles kommt gut” war das Einzige, was uns dazu immer wieder gesagt wurde.
Unsere erste Uebernachtungsanfrage wird sehr gastfreundlich (trotz voriger telefonischer Absage – wir werden von jetzt ab nirgendwo mehr zuvor anrufen. Absagen am Telefon ist viel zu einfach!) von Schwester Klari von den JMJ-zusters (Jesus-Maria-Josef Schwestern) beantwortet. Sie und ihre Mitarbeiter (und Gaeste) stellen Himmel und Erde auf den Kopf, um fuer die naechsten zwei Tage Unterkuenfte fuer uns zu finden: einen freundlichen Herrn in Zaltbommel und zwei weitere Adressen in Den Bosch.
Verblueffenderweise stellt sich der freundlich Zaltbommeler am naechsten Tag als Bekannter heraus. Wir haben ihn bereits in unserer Gemeinde als virtuosen Geigenspieler kennengelernt. Die allgemeine Ueberraschung wird schnell durch Gespraeche ueber Marokko, Literatur, Musik und unsere Pilgerreise ueberwunden. Der Abschied am naechsten Tag faellt schwer. Joep begleitet uns - Geige spielend und Gedichte zitierend - noch ein Stueck auf unserem Weg. Den Bosch scheint uns geradezu entgegen zu fliegen und wir haben immer noch den strahlendsten Sonnenschein vom Tag davor.
Unsere fruehe Ankunft in Den Bosch gibt uns Zeit die schoene Stadt zu bewundern, was wir in den folgenden fuenf oder sechs Stunden Schlafplatzsuche aber immer weniger tun. Am Abend faellt uns dann nur noch die Pfarrei der St. Jankirche als letzter Ausweg ein. Nachdem der Pfarrer sich durch zwei Tueren zu uns hinausgeschlossen hat, blickt er auf uns hinunter und schickt uns kurzerhand ins Obdachlosenheim. Selbst weibliche Aengste vor Drogen- oder Alkoholsuechtigen koennen ihn nicht umstimmen. Die lange Liste von Bed & Breakfast Unterkuenften ist ausgebucht oder viel zu weit weg. Wir stehen vor der Entscheidung: Obdachlosenheim oder (die nach sechs Stunden erfolglosem Suchen immer attraktiver werdende) Uebernachtung in Utrecht. Nur weil wir jetzt Pilger sind, haben wir noch nicht alle Vernunft ueber Bord geworfen. Wir nehmen also den erstbesten Zug zurueck nach Utrecht, kochen, waschen, duschen und stehen am naechsten Morgen sehr zeitig auf, um mit einem der ersten Zuege zurueck zu unserem Endpunkt in Den Bosch zu kehren.
Von Den Bosch aus soll es dann weiter zur Abtei von Berne in Heeswijk-Dinther gehen. Es ist fuer uns die erste Uebernachtung in einem grossen Kloster auf unserem Weg. Das riesige, modernisierte Gebaeude, die Norbertinerbrueder in ihren weissen Gewaendern, der Gesang in der Kirche, Gaenge mit Oelportraets, eine ueberall praesente Stille und die uns entgegengebrachte Gastfreundschaft sind beeindruckend.

Der kommende Tag, ein Sonntag, soll eigentlich Ruhetag sein. Wir ziehen dennoch weiter, begleitet von sich geradezu ueberschlagenden Begeisterungsausrufen einer aelteren Kirchgaengerin. Auch der Pfarrer des Ortes ruft uns von der anderen Strassenseite aus Gruesse zu. “Seid Ihr die Pilger?” Er ist selbst schon haeufiger gepilgert und gibt uns als nuetzlichen Rat mit auf den Weg, dass man niemals die eigenen Grenzen ueberschreiten soll. Gleich darauf haelt ein Auto neben uns. Es ist Joke aus Zaltbommel. Sie ist zufaellig hier vorbeigekommen, freut sich uns zu sehen (und wir uns erst!) und hat noch ein paar Uebernachtungstipps, an die wir uns an diesem Abend noch dankbar erinnern sollen.
Angekommen in Veghel haben wir noch viel zu viel Energie. Wir wollen weiter und hoeren auf den Rat des Norbertiner-Gastbruders Theo: in Keldonk gibt es freundliche Leute. Leider befinden sich die freundlichen Leute an diesem Sonntagnachmittag nicht vor ihren Haeusern. Muede ziehen wir weiter nach Erp, aber auch hier ist kein Unterkommen. Von Joke haben wir gluecklicherweise gehoert, dass sich in Handel ein Amerikaner im Oeko-Anbau probiert, der ueber jede Menge Weltoffenheit und Gastfreundschaft verfuegt. Trotz der Entfernung machen wir uns auf den Weg dorthin und werden prompt abgewiesen. In einem winzigen Ort wie Handel scheint nun jeglicher weiterer Versuch zwecklos. Da schickt uns eine hilfsbereite Frau zu Marlo aus dem “Vossenhol”. Der “Fuchsbau” ist eine Kneipe, mit einem leerstehenden Hinterhaus, welches Marlo Pilgern kostenlos zur Uebernachtung zur Verfuegung stellt. Pilger? Ja, tatsaechlich. Ein gluecklicher Zufall will, dass Handel ein Pilgerort ist, da Maria hier vor vielen, vielen, vielen Jahren einmal erschienen sein soll. In der Pilgerherberge ist es ein bisschen chaotisch. Da es aber fliessend warmes Wasser und sogar Feldbetten gibt, sind wir schnell ueberzeugt, in einem richtigen Fuchsbauparadies angekommen zu sein.
Am naechsten Morgen soll sich herausstellen, dass der vorherige Tag ein wenig zu viel fuer uns war. Eli hat eine ordentliche Erkaeltung und wir sind beide Fussmuede. Wir ueberlegen, ob und warum Pilger ueberhaupt Unterstuetzung erwarten duerfen? Die vielen Ablehnungen machen uns zu schaffen und wir fuehlen uns nicht besonders unternehmungslustig. Deswegen soll es an diesem Montag von Handel aus nur nach Aarle-Rixtel gehen, wo wir von einem weiteren Kloster gehoert haben. Dort angekommen, naehern wir uns durch eine lange Allee dem beeindruckenden, mehrfluegeligen Gebaeude. Die Eingangstuer ist eisenbeschlagen und hat ein kleines Sichtfenster. Aber auch hier sind modernere Zeiten angebrochen. Das Sichtfenster ist nicht mehr in Gebrauch und hat einer Videoueberwachung Platz gemacht. Wir werden in den Vorraum gebeten, waehrend die Schwestern sich beraten. Kurz darauf duerfen wir eintreten und werden erneut auf das freundlichste bewirtet. Dieses Kloster ist eines der Mutterhaeuser der Missionsschwestern vom kostbaren Blut. Alle der hier anwesenden 56 Schwestern haben ueber viele Jahre im Ausland in der Mission gearbeitet, die meisten von ihnen in Afrika oder Asien.
Winkend und ausgeruestet mit Haenden voll Hustenbonbons werden wir am Dienstag von den Missionsschwestern verabschiedet. Nun soll es weiter nach Asten gehen. Die von uns dort erwarteten Kloester sind jedoch Pflegeheime und sowohl die Schwestern als auch Brueder muessen uns freundlich ablehnen. Wir verstehen es nur zu gut und lernen den Pastor Jos und die “gastvrouw” Toya und ihre drei Hunde Daisy, Maya und Ko kennen. Ein gespraechiger Abend liegt vor uns. Waehrend wir zu siebt (zugegeben die drei Hunde und Eli sind nicht ganz so aufmerksam) Fussball schauen, tauscht Toya mit Bastian Fischsuppen- und Salatrezepte aus.
Von Asten aus geht es weiter nach Weert zu einem Kloster der Birgittinen, an das Jos uns vermittelt hat. Danach folgen die “zusters van liefde” die “Schwestern von Liebe” (ein christlicher Orden!) in Maaseik und dann wieder ein langes Suchen und unsere Uebernachtung in einem einfachen Hotel in Geleen. Es sind jeweils Tagesstrecken von geplanten ca. 20 km, die sich aber durch ungeplante Begebenheiten lang hinziehen. Unsere Ausdauer hat zugenommen. Trotzdem sind wir beide ein wenig muede von den vielen neuen Eindruecken. Zum Glueck haben Melissa und Flo aus Maastricht uns eingeladen. Uns stehen ein (oder mehrere?) Tage der Erholung bevor, an denen wir nicht weit laufen muessen und statt dessen mit Freunden reden koennen. Wie passend, denn es ist wieder Sonntag und somit “Ruhetag”.
Een mooie tekening al zeg ik het zelf :)
ReplyDelete"Wir nehmen also den erstbesten Zug zurueck nach Utrecht, kochen, waschen, duschen und stehen am naechsten Morgen sehr zeitig auf, um mit einem der ersten Zuege zurueck zu unserem Endpunkt in Den Bosch zu kehren " ????????????????????
ReplyDeleteWeicheier ! Noch mal von vorne !!! :)
It's nice to see you doing so well.. in good weather :)
ReplyDeleteBedankt Thomas! Het was erg gezellig! Wij zitten (?) al op de volgende ontmoeting te wachten... ;-)
ReplyDeleteHallo, ihr beiden!
ReplyDeleteEs ist sehr spannend, eure Reise zu verfolgen... na ja, nur einfach ist das nicht... ich fahre Anfang Juni für zwei Wochen nach Luxemburg mit dem Fahrrad, Blasen werde ich da nicht haben, aber w. auch braun wie eine Haselnuss wiederkehren... Gute Wege weiterhin!!!
Greetings, Eure Anna-MO